BERND OBERMAYR

*aus Lesbarkeitsgründen verzichte ich öfters auf die männliche und weibliche Formulierung. Selbstverständlich sind immer auch Frauen gemeint.

Schulungsfilme

Film ist nicht gleich Schulungsfilm

Es geht nicht einfach nur darum, einen Film zu drehen. 

Es geht darum, ein Werkzeug zu schaffen, das  effektiv Wissen vermittelt.

Ein effektiver Schulungsfilm erfordert weit mehr als das Bedienen einer Kamera. Er braucht didaktisches Wissen und das Verständnis, wie Menschen verstehen und lernen. Nur so wird aus einem Film ein Werkzeug, das Wissen erfolgreich vermittelt.

Mehr als nur Technik

Ein Kameramann (Videoproduzent) konzentriert sich meist auf technische Aspekte eines Videos – hochwertige Bilder, Licht und Kameraführung. Doch das genügt nicht und ist nicht entscheidend für einen effektiven Schulungsfilm. 

Damit ein Schulungsfilm die gewünschte Wirkung erzielt, ist mehr erforderlich: Ein umfassendes Verständnis von Wissensvermittlung, Kommunikation, Didaktik, Zielgruppenanalyse und Bildsprache. Das geht über die technischen Fähigkeiten hinaus. Der Besitz und das Bedienen einer (teuren) Kamera reicht jedenfalls nicht aus.

Unterschiede

Um sicherzustellen, dass der geeignete Auftragnehmer die nötigen Fähigkeiten und Erfahrungen mitbringt, achten Sie auf folgende Punkte:

Beispielhafte Überlegungen an den Auftragnehmer

  1. Hat sie/er Schulungen oder Workshops geleitet, z. B. als KommunikationstrainerIn oder BeraterIn?
  2. Hat er/sie Erfahrung als WissensvermittlerIn, z. B. als JournalistIn oder ModeratorIn?
  3. Hat sie/er eine Ausbildung im Coaching, in der Kommunikation oder in Didaktik?
  4. Kann er/sie Beispiele von Schulungsvideos zeigen, die für ähnliche Branchen erstellt wurden?
  5. Verfügt sie/er über praktische Erfahrungen in der Wissensvermittlung oder im E-Learning?

Welche Qualifikationen

Es gibt spezifische Qualifikationen und Hintergründe, die den Unterschied zwischen einem reinen Videoproduzenten und einem Experten für Schulungsvideos ausmachen können.

Der Auftragnehmer für ein Schulungsvideo bringt vornehmlich eine fundierte Ausbildung und Erfahrung in Wissensvermittlung, Didaktik, Kommunikation, Bildsprache und Zielgruppenanalyse mit. Für das technische Können (dem Bedienen einer Kamera) ist ein “Kameramann/Kamerafrau” verantwortlich.

Je nach Projekt können Qualifikationen wie eine Coaching-Ausbildung, Kommunikationstraining oder journalistische Erfahrung den entscheidenden Unterschied machen.

Warum ein Videoproduzent oder Kameramann nicht ausreicht

Ein Videoproduzent oder Kameramann erfüllt nicht automatisch die Anforderungen für einen effektiven Schulungsfilm. Die technische Fähigkeit, eine Kamera zu bedienen oder hochwertige Bilder aufzunehmen, ist lediglich ein Teil des Prozesses – und oft nicht der entscheidende. Hier sind die Gründe:

1. Kein Fokus auf Wissensvermittlung

Ein Videoproduzent oder Kameramann ist in erster Linie darauf spezialisiert, Bilder technisch korrekt aufzunehmen. Es geht schon lange nicht mehr darum, eine “große” und teure Kamera zu besitzen. Kameras von Kameraleuten sind längst in der Wichtigkeit ganz nach unten gerutscht. Was jedoch oft fehlt und was umso entscheidender ist, ist das Verständnis für die Psychologie der Wissensvermittlung und zu verstehen, wie das Gehirn Informationen verarbeitet. Das ist notwendig, um Inhalte so zu gestalten, dass sie von der Zielgruppe verstanden, eingeordnet und behalten werden.

Tipp: Suchen Sie unbedingt nach einem Auftragnehmer, der nicht nur filmt, sondern auch versteht, wie die Inhalte optimal erklärt werden können.

2. Kein didaktisches Know-how

Ein Kameramann mag beeindruckende Bilder liefern, doch ein Schulungsfilm benötigt didaktisches Wissen. Es geht darum, Inhalte so zu strukturieren, dass sie in kleinen, logischen Schritten präsentiert werden. Jeder einzelne Schritt ist oft wichtig für das Verständnis. Nichts kann als selbstverständlich angenommen werden. Diese Fähigkeit gehört nicht zu den Kernkompetenzen eines Videoproduzenten. 

Tipp: Achten Sie darauf, dass der Auftragnehmer Erfahrung in der Erstellung von Lehr- oder Schulungsmedien hat und die Bedürfnisse der Zielgruppe versteht.

3. Keine Verantwortung für die Bildsprache

Ein Kameramann erstellt Bilder, aber er übernimmt nicht zwangsläufig die Verantwortung dafür, welche Bilder in welcher Reihenfolge gezeigt werden, um die Botschaft zu unterstützen. Ohne dieses Verständnis kann ein Schulungsfilm chaotisch oder unklar wirken oder nur die halbe Wirkung erreichen.

Tipp: Ein geeigneter Experte entwickelt entsprechend der beobachtbaren Situation einen Drehplan, in dem jede Aufnahme einen klaren Zweck erfüllt.

4. Fehlende Verbindung zwischen Text und Bild

Ein Kameramann konzentriert sich auf visuelle Inhalte, hat jedoch selten die Expertise, um Texte und Bilder so zu kombinieren, dass sie sich ergänzen. Ein Schulungsfilm (auch ein Imagefilm) lebt von der perfekten Synchronisation zwischen visuellen und verbalen Elementen.

Tipp: Wählen Sie jemanden, der weiß, wie Text und Bild miteinander arbeiten, um die Botschaft klar und verständlich zu machen.

5. Fokus auf Technik statt Zielgruppe

Ein Videoproduzent oder Kameramann hat oft den Fokus auf die technischen Aspekte der Produktion: Bildqualität, Licht, Kameraeinstellungen. Doch ein Schulungsfilm erfordert Zielgruppenverständnis, um Inhalte so zu gestalten, dass sie für den Zuschauer relevant und umsetzbar sind.

Tipp: Der richtige Auftragnehmer wird sich weniger auf Technik als auf die Zielgruppe konzentrieren.

6. Keine Erfahrung mit Schulungsmedien

Ein Kameramann oder Videoproduzent ist eigentlich auf diese Tätigkeiten in der Videoerstellung spezialisiert: Bildkomposition, Fokussierung, Lichtsetzung, Bildgestaltung. Das kommt bei andere Arten von Videos zum Einsatz, wie z. B. Werbeclips, Produkt- oder Eventdokumentationen. Diese Tätigkeiten und Formate haben jedoch ganz andere Anforderungen als ein Schulungsfilm.

Tipp: Achten Sie darauf, dass der Auftragnehmer Erfahrung mit der Produktion von Schulungs- oder Erklärvideos hat.

Woran Sie einen geeigneten Auftragnehmer für Schulungsvideos erkennen

Um sicherzustellen, dass der Auftragnehmer die nötigen Fähigkeiten und Erfahrungen mitbringt, achten Sie auf folgende Punkte:

  1. Erfahrung mit Schulungs- oder Erklärvideos:
    • Hat der Auftragnehmer bereits Schulungsfilme oder Erklärvideos produziert?
    • Kann er Beispiele oder Referenzen vorweisen, die zeigen, dass er Inhalte klar und verständlich aufbereiten kann?
  2. Kenntnisse in Wissensvermittlung und Didaktik:
    • Versteht der Auftragnehmer, wie Menschen Informationen aufnehmen und lernen?
    • Kennt er Prinzipien wie die Cognitive Load Theory (Vermeidung von Überforderung) oder Dual Coding (Verknüpfung von Text und Bild)?
  3. Planungskompetenz:
    • Erstellt der Auftragnehmer ein klares Drehbuch und einen Drehplan, bevor die Produktion startet?
    • Werden alle visuellen und sprachlichen Inhalte vorab so strukturiert, dass die Botschaft präzise und nachvollziehbar ist?
  4. Zielgruppenorientierung:
    • Fragt der Auftragnehmer nach der Zielgruppe und deren spezifischen Bedürfnissen?
    • Versteht er, welche Kenntnisse und Erwartungen die Zuschauer haben und wie darauf eingegangen werden muss?
  5. Visuelle und sprachliche Abstimmung:
    • Beherrscht der Auftragnehmer die Kunst, Bilder und Text so zu kombinieren, dass sie sich gegenseitig verstärken?
    • Vermeidet er Redundanz (Text und Bild sagen dasselbe) oder Konflikte (Text und Bild passen nicht zusammen)?
  6. Erfahrung mit verschiedenen Medienformaten:
    • Hat der Auftragnehmer Erfahrung mit animierten Grafiken, gezeichneten Elementen oder Standbildern, die in Schulungsvideos oft effektiver sind als reale Bilder?
    • Kennt er die Vorteile und Einsatzmöglichkeiten von Animations- und Realvideos?
  7. Nachweisbare Projekterfolge:
    • Gibt es Rückmeldungen oder Bewertungen früherer Projekte, die die Wirksamkeit seiner Schulungsfilme belegen?
    • Haben frühere Videos nachweislich das Ziel erreicht, Wissen zu vermitteln oder Verhaltensänderungen herbeizuführen?
  8. Sprachliche Präzision:
    • Hat der Auftragnehmer Erfahrung mit der Erstellung klarer und prägnanter Texte, die den Zuschauer nicht überfordern?
    • Kann er komplizierte Inhalte in einfache, verständliche Worte fassen?
  9. Flexibilität und Zusammenarbeit:
    • Ist der Auftragnehmer bereit, eng mit Ihnen zusammenzuarbeiten und auf Ihre spezifischen Anforderungen einzugehen?
    • Gibt er Hinweise, wie die Inhalte noch besser auf die Zielgruppe abgestimmt werden können?
  10. Technisches Können als Ergänzung, nicht als Schwerpunkt:
    • Beherrscht der Auftragnehmer die nötige Technik (Kamera, Schnitt, Animation), ohne den Fokus von der Botschaft abzulenken?
    • Versteht er Technik als Mittel zum Zweck und nicht als Selbstzweck?

Resumee: Mehr als nur Technik

Ein Videoproduzent oder Kameramann allein reicht nicht aus, um einen effektiven Schulungsfilm zu erstellen.

Schulungsfilme erfordern ein umfassendes Verständnis von Wissensvermittlung, Didaktik, Zielgruppenanalyse und Bildsprache, das über technische Fähigkeiten hinausgeht.

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